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Toolbox für den Umgang mit alternden Migrantinnen und Migranten

Ausgabe Nr. 114
Sep. 2016
Lebensphasen

Migration und Gesundheit. Es gibt nicht die ältere Schweizerin oder den älteren Schweizer, und es gibt auch nicht die ältere Migrantin und den älteren Migranten. Was letztere jedoch gemeinsam haben, ist eine von der Migration geprägte Lebensgeschichte: Sie kann gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringen, die sich im Alter verschärfen. Mit der Publikation «Migration – Alter – Gesundheit» haben Fach- und Lehrpersonen nun eine Toolbox für die migrationssensitive Altenpflege zur Hand.

In fünf Teilen bereitet die von Dr. Christa Hanetseder und Renate Bühlmann verfasste Toolbox Inhalte und Forschungsergebnisse zum Thema Migration, Alter und Gesundheit für die berufliche Praxis auf. Sie richtet sich sowohl an Fachpersonen, die direkt mit älteren Migrantinnen und Migranten arbeiten, als auch an Lehrpersonen der Aus- und Weiterbildung im Gesundheits- und Sozialbereich. Die Toolbox wurde vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) herausgegeben und durch das Bundesamt für Gesundheit im Rahmen des Nationalen Programms Migration und Gesundheit (www.miges.admin.ch) unterstützt. Die Toolbox gibt einen raschen und knappen Einblick in relevante Themen und bietet eine grosse Auswahl an Unterrichtsmaterialien, weiterführenden Links sowie Literatur-, Film- und Audiohinweisen.  

Blick auf Herausforderungen und Ressourcen

Im ersten Teil stellt die Toolbox zum einen die Herausforderungen und Schwierigkeiten eines gesunden Älterwerdens als Migrantin oder Migrant vor, zum anderen thematisiert sie die grossen individuellen und sozialen Ressourcen der Migrantinnen und Migranten, die es ihnen erlauben, diese Herausforderungen zu meistern. Sowohl die Herausforderungen als auch die Ressourcen haben oft dieselbe Wurzel: die Migrationserfahrung. So kämpfen Migrantinnen und Migranten häufig mit Verständigungsproblemen, und manche verfügen über weniger Gesundheitskompetenz als Schweizerinnen und Schweizer oder stossen auf Barrieren beim Zugang zu Gesundheits- und Sozialangeboten. Andererseits haben Migrantinnen und Migranten die wesentlichen Kompetenzen einer aktiven Lebensgestaltung und Problembewältigung oft bereits unter Beweis gestellt; wer seine Heimat verlässt, um anderswo Arbeit zu suchen oder eine Familie zu gründen, verfügt in der Regel über Motivation, Neugier, Zuversicht, Flexibilität und Lernbereitschaft. All diese Ressourcen tragen dazu bei, die Herausforderungen des Lebens und des Alters in der Migration zu bewältigen.  

Sprache, Traumata, doppelte Entfremdung

In Teil 2 der Toolbox werden wichtige Aspekte des Alterns in der Migration aufgegriffen. Dazu gehören Verständigung, Gewalterfahrungen oder Traumatisierung, aber auch, was Palliative Care, religiöse Bedürfnisse am Lebensende oder Demenz im Migrationskontext bedeuten. Alle diese Themen erfordern einen migrationssensitiven Umgang und entsprechendes Wissen. So erleiden zum Beispiel demenzkranke Migrantinnen und Migranten eine doppelte Entfremdung: Zum einen werden sie sich selber durch die Krankheit fremd, zum anderen durchleben sie oft durch die Krankheit ein zweites Mal ihre Migration und allfällige Verluste in ihrem bisherigen Leben.  

Instrumente erweitern

In Teil 3 werden die transkulturelle Anamnese und die migrationssensitive Palliative Care vorgestellt. Bei beiden geht es darum, herkömmliche Instrumente um migrationsspezifische Aspekte zu erweitern. Dazu gehören zum Beispiel Fragen zur Herkunft, zur Migrationsgeschichte, zu Gewalt- oder Diskrimi-nierungserfahrungen, aber auch zu Religion, Ernährungsgewohnheiten oder Vorstellungen über die Rolle von Pflegenden. Inhalt der Teile 4 und 5 sind Unterrichtsmaterialien, exemplarische Unterrichtsgestaltungen sowie Arbeitsblätter. Mit Hinweisen auf Links, Filme, Musik- und Audiobeiträge können die Kenntnisse zu den einzelnen Themengebieten je nach Bedarf erweitert werden.  

Weitere Engagements des Bundes

Neben der Toolbox unterstützt das BAG weitere Massnahmen und Aktionen zum Thema Alter und Migration. Dazu gehört der ebenfalls vom SRK verfasste Gesundheitsratgeber «Älter werden in der Schweiz», der sich an Migrantinnen und Migranten und an ihre Angehörigen richtet. Zudem unterstützt das BAG die Nationale Tagung «älter werden – gesund bleiben» des Nationalen Forums Alter und Migration. Diese Tagung findet am 16. November 2016 in der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Olten statt.

Broschüren bestellen/herunterladen:

– «Migration – Alter – Gesundheit. Die Situation älter werdender Migrantinnen und Migranten in der Schweiz. Eine Toolbox für Fach- und Lehrpersonen. www.redcross.ch > Aktuell  > Publikationen > Lehrmittel
Migration-Alter-Gesundheit

– www.redcross.ch/de/shop/bildung-transkulturelle-kompetenz/toolbox-migration-alter-gesundheit Derzeit nur auf Deutsch erhältlich, eine französische Version ist geplant. Kosten: CHF 35.–

– «Älter werden in der Schweiz. Gesundheitsratgeber für Migrantinnen und Migranten und ihre Angehörigen» www.migesplus.ch > Publikationen > Alter In acht Sprachen erhältlich, kostenlos.  

Kontakt

Kontakt SRK: Hildegard Hungerbühler, Leiterin Grundlagen und Entwicklung, hildegard.hungerbuehler@redcross.ch

Kontakt BAG: Sabina Hösli, Sektion Migration und Gesundheit, sabina.hoesli@bag.admin.ch

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